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José GarcÃa Foto: Concorde Jodie Foster erhielt bereits als 13-Jährige für ihre Rolle in Martin Scorseses âTaxi Driverâ (1976) eine Oscar-Nominierung. Nachdem sie die begehrte Auszeichnung in der Kategorie âHauptdarstellerinâ für ihre jeweiligen Rollen in âAngeklagtâ (âThe Accusedâ, 1988) sowie in âDas Schweigen der Lämmerâ (âThe Silence of the Lambsâ, 1991) gewonnen hatte, wechselte sie auf den Regiestuhl: Auf ihr Spielfilmdebüt âDas Wunderkind Tateâ (âLittle Man Tateâ, 1991) folgte vier Jahre später âFamilienfest und andere Schwierigkeitenâ (âHome for the Holidaysâ, 1995). Seitdem wirkte Jodie Foster zwar als Schauspielerin in etwa zehn Filmen, so zuletzt in Robert Schwentkes âFlightplan â Ohne jede Spurâ (siehe Filmarchiv) und in Spike Lees âInside Manâ (siehe Filmarchiv). Regie hatte sie jedoch nicht mehr geführt. Mit dem nun im deutschen Kino anlaufenden âDer Biberâ (âThe Beaverâ) liefert Foster nach mehr als fünfzehn Jahren Abstinenz ihre dritte Regiearbeit. Nach einem Drehbuch von Erstlingsautor Kyle Killen erzählt âDer Biberâ von Walter Black (Mel Gibson), dem einstigen erfolgreichem Chef einer Spielzeugfirma, der in einer tiefen Depression steckt. Die Krankheit macht es ihm unmöglich, das ehemals gut gehende Unternehmen weiterhin zu führen. AuÃerdem zermürbt die Depression Walters Familienleben: Seine Frau Meredith (Jodie Foster) füllt sich zunehmend machtlos. Hält der jüngste Sohn, der siebenjährige Henry (Riley Thomas Stewart), weiterhin uneingeschränkt zu seinem Vater, so distanziert sich der etwa zehn Jahre ältere Porter (Anton Yelchin) immer mehr von Walter. Nach einem dilettantischen Selbstmordversuch entdeckt der einstige Firmenchef in einer Mülltonne eine Biber-Handpuppe. Walter meint plötzlich die Stimme des Bibers zu hören, die zu ihm spricht. Walter Black hält nicht nur Zwiesprache mit dem mit verstellter Stimme âsprechendenâ Biber. Darüber hinaus weigert sich Walter, mit seinen Mitmenschen unmittelbar zu reden. Mit seiner Frau und den Kindern, aber auch mit seinen Arbeitskollegen kommuniziert er nur noch über die Handpuppe. Sie übernimmt für ihn eine Art Schutzfunktion, wie der Text einer Karte ausdrückt, die Walter zunächst seine Frau und dann alle anderen vorlesen lässt: âDie Person, die Ihnen diese Karte zeigt, wird von einer ärztlich verschriebenen Handpuppe betreut, die ihr dabei hilft, eine psychologische Distanz zwischen sich selbst und den negativen Aspekten ihrer Persönlichkeit herzustellen. Bitte behandeln Sie ihn wie immer, aber reden Sie die Puppe an. Danke.â Durch die Vermittlung der Handpuppe kehrt Walter tatsächlich zunächst einmal ins Leben zurück: Meredith findet wieder einen Zugang zu ihm, sogar die Firma vermarktet die Idee als âBiber-Baukastenâ. Aber was Walters Frau für eine vorübergehende Phase gehalten hatte, nimmt immer groteskere Züge an: Ihr Mann glaubt wirklich, die Puppe sei echt â er leidet an einer Art Schizophrenie: âIch bin keine Puppe! Ich bin lebendig â und die Welt muss es wissen!â, schreit wütend der Biber. Der Versuch, den Meredith beim feierlichen Abendessen am Hochzeitstag unternimmt, wieder direkt mit Walter zu kommunizieren, endet in einer Katastrophe. Obwohl zu Beginn des Filmes eine Offstimme den âFall Walter Blackâ erzählt, was dem Film einen quasidokumentarischen Charakter verleihen soll, gerät dies sehr schnell aus dem Blickwinkel des Zuschauers. Was wiederum das gröÃte Problem von Jodie Fosters âDer Biberâ offenbart: Der Film kann sich zwischen Komödie und Drama nicht entscheiden. Spricht der sachliche, manchmal zu gemächliche Inszenierungsstil eher für ein Drama, so konterkarieren dies die vielen skurrilen, der Glaubwürdigkeit eines Schizophrenie-Dramas abträglich wirkenden Momente. Diesen Widerspruch scheinen auch der Drehbuchautor und die Regisseurin gemerkt zu haben, die zu der âBiberâ-Geschichte einen ebenso melodramatischen und teilweise überhandnehmenden Nebenhandlungsstrang um die Beziehung zwischen Walters siebzehnjährigem Sohn Porter und der gleichaltrigen Norah (Jennifer Lawrence) hinzufügten. Trotz der hervorragenden Darsteller leidet âDer Biberâ nicht nur darunter, dass er den richtigen Erzählton nicht trifft, sondern auch unter der klischeehaften Figurenzeichnung, die am deutlichsten bei Walters Sohn Porter zu Tage tritt: Obwohl er sich nichts sehnlicher wünscht, als ganz anders zu sein als sein Vater, wird er ihm immer ähnlicher, weil er sich zunehmend von der Umwelt abkapselt. âDer Biberâ läuft immer deutlicher auf die Vater-Sohn-Versöhnung hinaus. Was als originelle Geschichte begann, entwickelt sich schnell zu einem Familienmelodram, zu dem die immer aufdringlichere Streichermusik wesentlich dazu beiträgt. In den Vereinigten Staaten konnte âDer Biberâ in der ersten Woche gerade einmal 150 000 Dollar einspielen, was als regelrechter Flop zu bewerten ist. |
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