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José GarcÃa Foto: Concorde ![]() âThe Tree of Lifeâ (âDer Baum des Lebensâ) erzählt vom offenkundig erfolgreichen Architekten Jack OâBrien (Sean Penn), der über seinen mit 19 Jahren verstorbenen Bruder sinniert. Dies bringt ihn dazu, über seine Kindheit nachzudenken, aber auch die âTheodizee-Frageâ zu stellen: âWeshalb, Gott? Wo warst du?â. Damit korrespondiert der Text aus Hiob 38, 4â7, der dem Film vorangestellt ist: âWo warst du, als ich die Erde gegründet? / Sag es denn, wenn du Bescheid weiÃt. Wer setzte ihre MaÃe? Du weiÃt es ja. / Wer hat die Messschnur über ihr gespannt? Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt? / Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als alle Morgensterne jauchzten, / als jubelten alle Gottessöhne?â. Wie Hiob hadert Jack mit Gott, vor allem aber mit seinem Vater. Der erwachsene Jack durchlebt seine Kindheit in Gedanken erneut, die sich im ländlichen Texas in den fünfziger Jahren abspielte. Mr. OâBrien (Brad Pitt) war ein tief gläubiger Mann, der seine drei Söhne zweifellos liebte, unter dessen strengen Erziehungsmethoden jedoch vor allem der Ãlteste Jack zu leiden hatte: Mr. OâBrien versucht immer wieder, Jack abzuhärten, etwa dadurch, dass er ihn das Boxen lehrt oder zu anstrengender Gartenarbeit anhält. Die von den Kindern innig geliebte Mutter (Jessica Chastain) versucht mit ihrer Sanftmut, einen Ausgleich zum herrischen Vater zu schaffen. Malicks Film bietet eine Reise durch Zeit und Raum, eine Zeitreise, die sich jedoch nicht auf Jacks beziehungsweise auf eines Menschen Leben beschränkt. Denn die Vater-Sohn-Beziehung ist in eine âRahmenhandlungâ eingebettet, die mit einer schwarzen Leinwand beginnt, auf der plötzlich âLicht wardâ. Nach und nach erscheinen diverse Lebensformen, Momente der Stille wechseln sich mit der Filmmusik von Alexandre Desplat, aber auch mit Chorälen und weiteren klassischen Kompositionen (darunter Bachs âToccata und Fugeâ) und mit der Offstimme ab. Stufen der Evolution? Schritte der Schöpfung? Die selten im âMainstreamâ-Kino zu sehenden Bilder in Terrence Malicks philosophischem und spirituellem Drama unternehmen nichts weniger als den Versuch, Schöpfung und Evolution mit filmischen Mitteln miteinander zu vereinbaren. Die Kamera von Emmanuel Lubezki wandert von den Nahaufnahmen der Kinder und den intimen Familienbilden, die an eine Art Familienalbum erinnert, in die unermessliche Höhe des Kosmos auf der Suche nach Sinn, vielleicht nach Gott. Allerdings erreichen die Kosmos- und Schöpfungsbilder leider selten eine Qualität, die über eine übliche National Geographic-Reportage hinausgeht. Diese ganz unterschiedlichen Bilder werden von einem grandiosen Schnitt zu einer Einheit geführt, aus der zusammen mit der Musik ein meditativer Rhythmus entsteht, der den kontemplativen Duktus in Malicks âDer schmale Gratâ noch steigert. Die âMakro-â und die âMikrohandlungâ besitzen noch im titelgebenden âBaum des Lebensâ eine weitere Gemeinsamkeit: Einerseits zeigt die Kamera immer wieder den groÃen Baum im Garten der Familie OâBrien, andererseits steht er auch für das Universum, für das Leben selbst und dessen Ursprung. âThe Tree of Lifeâ spaltet das Lager der Filmkritiker: Die Einschätzungen reichen von âüberambitioniertâ bis âMeisterwerkâ. Die âFrankfurter Allgemeine Zeitungâ bezeichnete den Film als âeine überwältigende Kinoerfahrungâ, ein âcineastischer Gottesdienstâ wurde er auch genannt. |
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