LARRY CROWNE | Larry Crowne
Filmische Qualität:   
Regie: Tom Hanks
Darsteller: Tom Hanks, Julia Roberts, Bryan Cranston, Gugu Mbatha-Raw, Cedric the Entertainer, Taraji P. Henson, Wilmer Valderrama, Pam Grier, George Takei, Rami Malek
Land, Jahr: USA 2011
Laufzeit: 98 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: D
im Kino: 7/2011
Auf DVD: 10/2011


José García
Foto: Kinowelt

Tom Hanks gehörte in den neunziger Jahren zu den hervorstechendsten Charakterdarstellern Hollywoods. Dazu trug insbesondere die Auszeichnung mit dem Oscar als Bester Hauptdarsteller zweimal in Folge (für „Philadelphia“ 1994 und für „Forrest Gump“ 1995) wesentlich bei, was vor ihm lediglich Spencer Tracy (1938, 1939) gelungen war. Im Jahre 1996 lieferte Hanks sogar sein Regiedebüt mit dem Independent-Film „That Thing You Do!“ über die Karriere einer fiktiven sechziger-Jahre-Musikband. Zuletzt schien Hanks jedoch bei der Auswahl seiner Rollen keine glückliche Hand zu haben: Auf seine manieristische Partie in „Ladykillers“ (2004) folgte als absoluter Tiefpunkt in Hanks' Karriere die Rolle des Robert Langdon in den Dan-Brown-Verfilmungen „The Da Vinci Code – Sakrileg“ (2006) und „Illuminati“ (2009).

Im letzten Jahrzehnt verlegte sich Tom Hanks immer mehr auf die Filmproduktion. Als ersten Kinofilm produzierte der kalifornische Schauspieler im Jahre 2002 „My Big Fat Greek Wedding – Hochzeit auf griechisch“, in dem Nia Vardalos nicht nur die Hauptrolle spielte, sondern auch das autobiografisch gefärbte Drehbuch verfasste. Für den nun anlaufenden „Larry Crowne“ verpflichtete Produzent Tom Hanks denn auch Nia Vardalos als Drehbuch-Mitautorin. Bei „Larry Crowne“ führt Hanks zum zweiten Mal Regie und übernahm darüber hinaus die Hauptrolle. Als Filmpartnerin gewann er Julia Roberts, mit der Hanks bereits in Mike Nichols' „Der Krieg des Charlie Wilson“ (2007) zusammen vor der Kamera gestanden hatte.

„Larry Crowne“ erzählt eine typische Hollywood-Liebesgeschichte: Seit Jahren arbeitet Larry Crowne (Tom Hanks) als Manager einer Supermarktkette, war sogar achtmal „Mitarbeiter des Monats“. Eines Tages wird Larry jedoch aus heiterem Himmel gefeuert, angeblich weil er kein Studium vorweisen kann. Der Arbeitslose entschließt er sich kurzerhand, den College-Abschluss nachzuholen. Eine Entscheidung, die sein Leben verändern wird. Denn dort trifft er auf die bezaubernde Lehrerin Mercedes Tainot (Julia Roberts), die gerade eine Lebenskrise durchmacht: Sie hat nicht nur die Lust an ihrem Beruf, sondern auch an ihrer Ehe verloren.

Dass „Larry Crowne“ ein handwerklich solider Film ist, beweist bereits die flott geschnittene Eingangssequenz, die Larrys Charakter einführt: Der Supermarkt-Mitarbeiter sammelt Einkaufswagen ein, hebt den Müll vom Parkplatz auf, weist seine Kollegen beim Auffüllen der Regale an – Larry geht in seiner gewissenhaft getanen Arbeit vollkommen auf. Ähnliches gilt für die Einführung der zweiten Hauptrolle: Mercedes Tainot schimpft übelgelaunt über den früheren Beginn ihres Kurses und hofft darauf, dass die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht wird, damit sie die Lehrveranstaltung absagen kann – um dann am Abend festzustellen, dass ihr Mann Dean (Bryan Cranston) statt als Autor zu arbeiten, den Tag wieder damit verbracht hat, auf nicht jugendfreien Internetseiten zu surfen. Ihr „Höhepunkt des Tages“ besteht dann im selbstzubereiteten alkoholischen Getränk, in dem Tainot ihren ganzen Frust ertränkt.

Wie es sich ebenfalls für eine Hollywood-Superproduktion gehört, brillieren bekannte Schauspieler in den Nebenrollen, etwa Cedric The Entertainer als Larrys sympathischer Nachbar, Pam Grier als Mercedes' Kollegin Frances oder George Takei als exzentrischer Wirtschaftsprofessor Ed Matsutani, dem die meisten Lacher in „Larry Crowne“ gehören. Tauchen sie aber nur hin und wieder auf, so besitzt die meiste Leinwandzeit unter den Nebenfiguren einer Newcomerin: Die freche Talia (Gugu Mbatha-Raw) findet den neuen Mitstudenten irgendwie so unbeholfen-nett, dass sie sich in den Kopf setzt, aus dem biederen (ehemaligen) Angestellten einen modisch gekleideten und frisierten, „angesagten Typen“ zu machen. Bei dieser Verwandlung des hässlichen Entleins in einen Schwan erkennt man die Handschrift von Co-Autorin Nia Vardalos, spielte doch in „My Big Fat Greek Wedding“ eine solche Metamorphose eine entscheidende Rolle.

Das Problem von „Larry Crowne“ besteht allerdings nicht darin, dass der Film mit der Wirtschaftskrise und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit äußerst seicht umgeht, obwohl etwa Jason Reitman in „Up in the Air“ (2009) erst kürzlich vorführte, wie ein solch ernstes Thema in einer ironisch-satirischen Komödie verarbeitet werden kann. „Larry Crowne“ scheitert vielmehr an der mangelnden Glaubwürdigkeit seiner Charaktere. Warum etwa Talia unmittelbar vor den Abschlussprüfungen das College verlässt, um einen Second-Hand-Laden zu eröffnen, bleibt genauso ein Geheimnis der Drehbuchautoren wie das plötzliche Interesse der Dozentin Tainot für den älteren, ihr intellektuell haushoch unterlegenen Studenten. Widersprüchlich bleibt der Film außerdem auch in tiefgründigeren Fragen: Hatte das Lebensmotto von Larrys glücklich verheiratetem Nachbar „Bleib verheiratet“ geheißen, so setzt die „Lovestory“ voraus, dass Mercedes Tainot endlich von ihrem Nichtsnutz-Mann geschieden wird, damit sie und ihr übrigens auch schon geschiedener, ehemaliger Student sich kriegen können.
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