COMPANY MEN | The Company Men
Filmische Qualität:   
Regie: John Wells
Darsteller: Ben Affleck, Tommy Lee Jones, Chris Cooper, Kevin Costner, Rosemarie DeWitt, Maria Bello, Craig T. Nelson
Land, Jahr: Großbritannien / USA 2010
Laufzeit: 105 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
im Kino: 7/2011
Auf DVD: 11/2011


José García
Foto: Senator

Im Fernsehen laufen Nachrichten über die Wirtschaftskrise. Die Männer, denen der Zuschauer beim Aussuchen der Krawatte und der teuren Armbanduhr sowie beim Einsteigen in den ebenso teuren Wagen zusieht, scheinen nichts davon zu spüren. Sie arbeiten beim global tätigen Multikonzern GTX als Manager. Urplötzlich wird aus der anonymen, medial vermittelten Bedrohung eine wirkliche und ganz persönliche Angelegenheit: Einer dieser Manager, Bobby Walker (Ben Affleck), wird ins Büro der Personalleiterin Sally Wilcox (Maria Bello) gerufen. Um den Aktienkurs des börsennotierten Schiffbauunternehmens hochzutreiben, seien Restrukturierungsmaßnahmen vorgesehen. Im Klartext: Stellen, eine davon die von Bobby, werden abgebaut. Dass dies keineswegs realitätsfern ist, belegt etwa ein Kommentar zu dem außergewöhnlichen Hoch der DaimlerChrysler-Aktie, als der deutsch-amerikanische Automobilkonzern im September 2005 den Sparkurs bei Mercedes verschärfte: „Das Kursplus liegt wohl an den Plänen zum Stellenabbau, die noch massiver als erwartet ausfallen dürften.“

Das bewährte Mittel soll denn auch bei der „GTX Corporation“ eingesetzt werden: Der vom skrupellosen Firmenchef James Salinger (Craig T. Nelson) angeordnete Stellenabbau trifft nicht nur Bobby, sondern wenig später auch die zwei anderen, in der Firmenhierarchie höher stehenden Manager, die der Zuschauer bereits in der Eingangssequenz kennengelernt hatte: Phil Woodward (Chris Cooper) und sogar Gene McClary (Tommy Lee Jones), der zu den Mitgründern des Konzerns gehört. Deshalb ist seine Entlassung für ihn nicht so sehr eine persönliche Niederlage als vielmehr eine Art Verrat seitens des langjährigen Weggefährten Salinger. Die drei Männer reagieren unterschiedlich auf den Arbeitsplatzverlust: Bobby beteuert zunächst einmal seiner Frau Maggie (Rosemarie DeWitt), dass er schnell eine neue, angemessene Stelle finden wird. Er bewirbt sich denn auch immer wieder, muss aber feststellen, dass dies nicht so einfach ist, wie er es sich vorgestellt hatte. Als das Geld knapp wird, nimmt er das Angebot seines Schwagers Jack Dolan (Kevin Costner) an, bei ihm als einfacher Hilfsarbeiter auf dem Bau mitzuarbeiten. Während Phil Woodward keinen Weg findet, wie er zu seiner Frau und Tochter, denen er alles geboten hat, „nein“ sagen kann, und deshalb in eine lebensbedrohliche Depression fällt, lässt sich Gene nicht unterkriegen und entdeckt seine Unternehmer-Fähigkeiten neu.

Regisseur John Wells verlässt sich bei seiner konventionellen Inszenierung vor allem auf seine hervorragenden Schauspieler, wobei Ben Affleck die im Ensemblefilm zentrale Figur des Bobby Walker mit feinem Gespür für die Schwankungen zwischen Selbstsicherheit, Verletzlichkeit und neu entdeckter Freude am einfachen Arbeiten und Leben gestaltet. Großen Anteil am neuen handwerklichen Eifer Bobbys hat die von Kevin Costner mit einer Mischung aus Brummigkeit und Menschenfreundlichkeit verkörperte Figur des aufrechten Arbeiters.

Trotz des angesichts der aufgezeigten Problematik viel zu versöhnlichen, Hollywoodmäßigen Endes legt „Company Men“ den Finger auf die Wunde eines Wirtschaftssystems, das sich nicht mehr auf die Herstellung von irgendwelchen Wirtschaftsgütern, sondern auf den Aktionärswert („Shareholder Value“) eines Unternehmens konzentriert. Wells zeigt in einigen Szenen nachdrücklich, wie die Schere zwischen den auf ihre Privilegien pochenden Führungsetagen und den einfachen Mitarbeitern, die zudem ständig irgendwelchen Rationalisierungsmaßnahmen ausgesetzt sind, immer größer wird. Auch der Jugendwahn, der es Menschen jenseits der Dreißig schier unmöglich macht, trotz Berufserfahrung eine neue Stelle zu finden, wird angesprochen. Wie einer der Protagonisten im Arbeitslosigkeitsdrama „Montags in der Sonne“ (Fernando León de Aranoa, 2002) es tat, muss sich in „Company Men“ Phil Woodward den Ratschlag anhören, dass er sich die Haare färben soll, um in seinem Alter noch irgendeine Chance auf dem harten Arbeitsmarkt zu haben.

Im Unterschied zu dem Arbeitermilieu, in dem etwa der erwähnte „Montags in der Sonne“ angesiedelt ist, spielt „Company Men“ in einem gesellschaftlichen Umfeld, das von traumhaften Villen, schicken Autos und dem Handicap beim Golfspielen geprägt ist. John Wells gelingt es jedoch zu veranschaulichen, dass in Krisenzeiten die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes nicht vor den höheren Etagen Halt macht. „Company Men“ verdeutlicht aber auch, dass Arbeit nicht bloß Broterwerb ist, sondern darüber hinaus mit gesellschaftlicher Anerkennung und mit dem eigenen Selbstwertgefühl einhergeht, weshalb der Verlust der Arbeitsstelle den Arbeitslosen in eine Existenzkrise stürzt, aus der er sich wieder erheben kann – oder auch nicht.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren