|
||||||||||||||||||||
José GarcÃa Foto: Koch Media Ein Spielfilm über den Jakobsweg weckt unterschiedliche Erwartungen, zumal sich bei âDein Wegâ (âThe Wayâ) sowohl Regisseur Emilio Estevez als auch Hauptdarsteller Martin Sheen (mit bürgerlichem Namen Ramon Estevez), Sohn und Vater nicht nur auf der Leinwand sondern auch in der Wirklichkeit, zu ihrem katholischen Glauben bekennen. Wer von Estevezâ nun anlaufendem Spielfilm âDer Wegâ etwa eine fiktive Dokumentation über eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela erwartet hat, wird zwar enttäuscht sein. âDein Wegâ verschweigt jedoch weder die religiösen Beweggründe der Pilger noch die verändernde Kraft des Jakobswegs â ebenfalls auch in spiritueller Hinsicht. Nach einem von Regisseur selbstverfassten Drehbuch, zu dem er sich nach eigenem Bekunden von (nicht auf Deutsch erschienenem) Jack Hitts âOff the Road. A Modern-Day Walk Down the Pilgrimâs Route into Spainâ inspirieren lieÃ, erzählt âDein Wegâ von Menschen, die aus unterschiedlicher Motivation den Jakobsweg âmachenâ. Im Mittelpunkt steht der verwitwete, erfolgreiche Augenarzt aus Kalifornien Tom Avery (Martin Sheen), der für das ständige Unterwegssein seines Sohnes Daniel (Emilio Estevez) kein Verständnis aufbringt. Ein Anruf verändert jedoch Averys Leben: Sein Sohn Daniel ist in Südfrankreich ums Leben gekommen. Der Arzt fährt nach St. Jean Pied de Port, wo Daniel auf der ersten Etappe des Jakobswegs in einem Sturm starb. Was seinen Sohn dorthin führte, versteht Tom zunächst nicht. Einem plötzlichen Impuls folgend, entschlieÃt er sich, zusammen mit Daniels Asche, von der er an verschiedenen Stellen am Rande immer wieder Teile verstreut, und mit dessen Wanderausrüstung den Weg bis nach Santiago de Compostela zu gehen. Auf seinem Weg begegnet der verschlossene Mann anderen Pilgern mit unterschiedlichen Beweggründen. Nach einer gewissen Zeit schält sich eine Vierergruppe heraus: Zusammen mit Tom gehen den Camino der übergewichtige Holländer Joost (Yorick van Wageningen), der eigentlich abnehmen möchte, die Kanadierin Sarah (Deborah Kara Unger), die am Ende des Jakobswegs das Rauchen aufgeben will, sowie der irische Schriftsteller Jack (James Nesbitt), der unter einer Schreibblockade leidet und deshalb die Pilger befragt, um darüber ein Buch zu schreiben. Ãhnlich seiner letzten Regiearbeit âBobby â Sie alle hatten einen Traumâ, der mit Hilfe einer ganzen Reihe unterschiedlicher Figuren den Tag schildert, an dem Robert F. Kennedy ermordet wurde, gestaltet Emilio Estevez âDein Wegâ auch als Ensemblefilm. Zwar ist die Zahl seiner Figuren gegenüber âBobbyâ überschaubarer geworden. Aber die vier Hauptcharaktere erhalten genügend Raum, um sich zu entwickeln. Nimmt Tom gegenüber der Extrovertiertheit Jacks und insbesondere Joosts zunächst eine abwehrende Haltung ein, so öffnet er sich nach und nach, insbesondere in der Gesellschaft Sarahs, die hinter einem harten Panzer auch eine zu verarbeitende Schuld in Form einer Abtreibung vor etlichen Jahren verbirgt: âManchmal kann ich meine Tochter hörenâ, gesteht sie Tom. So unterschiedlich jede der vier Hauptfiguren sein mag, sie alle haben mit familiären Problemen zu tun. Schuld und Vergebung stellen sich als der rote Faden, der sich durch die unterschiedlichen persönlichen Geschichten zieht. Obwohl sich die Kamera des in Nordspanien geborenen Juan Miguel Azpiroz in den schönen Bildern einer urwüchsigen Landschaft hin und wieder eine Spur zu lang weidet, werden diese Einstellungen von der überaus stimmigen Musik von Tyler Bates untermalt. In âDein Wegâ überzeugt neben der beschwingten, mit durchaus lustigen Momenten durchsetzten Inszenierung insbesondere auch das Spiel der vier Hauptakteure. Deborah Kara Ungers Darstellungskunst besticht durch kleine Gesten und Blicke. Vor allem aber der inzwischen 72-jährige Martin Sheen brilliert in einer Rolle, der das ganz persönliche Anliegen anzumerken ist: Sein Vater stammt aus der Gegend von Santiago de Compostela. Dies gilt ebenfalls für Emilio Estevez, der die Rolle des verstorbenen Daniel übernimmt. Am Ende des Wegs kommen die vier Hauptfiguren mit sich selbst ins Reine. Geht es Tom in erster Linie darum, endlich seinen Sohn zu verstehen, so schlieÃt dies jedoch keineswegs die religiöse Erfahrung aus. Dafür findet Estevezâ Film aussagekräftige Bilder. So fällt der vermeintliche Agnostiker, der auf dem Jakobsweg vor allem abnehmen wollte, am Pórtico de la Gloria (âTor der Herrlichkeitâ) auf die Knie. Der Schriftsteller, der vor Jahren mit der Kirche gebrochen hatte, bricht vor einem Muttergottesbild in Tränen. Auf Pathos setzt âDein Wegâ allerdings nicht. Es sind beiläufig, leichtfüÃig inszenierte Gesten, die sich aus der Dramaturgie ergeben. |
||||||||||||||||||||
|