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José GarcÃa Foto: farbfilm / Christian Geisnaes ![]() Eine Adoption kommt für Marias Ehemann Peter gar nicht in Frage. Die âLösungâ der britischen Geschäftsfrau in âMelodys Babyâ, die Leihmutterschaft, wird allerdings auch nicht in Erwägung gezogen. Als Maria bei einer Sitzung in der Firma jedoch von einem Menschenhändlerring an der tschechisch-deutschen Grenze erfährt, der Babys von Prostituierten verkaufen soll, kommt ihr die Idee, ein solches Kind zu ârettenâ. Hals über Kopf macht sich die Geschäftsfrau auf den Weg, ohne ihren Mann Peter zu informieren, der eine Zeit lang lieber allein sein wollte. Auf einem Rastplatz nimmt sie den kleinwüchsigen Schausteller Christian (Jordan Prentice) mit, denn er könnte ihr bei der Kontaktaufnahme helfen. Sie bietet dem Mann, der âPetitâ gerufen wird, für die Vermittlung 10 000 Euro an. Der Plan scheint denn auch aufzugehen: Bei einer Prostituierten entdeckt âPetitâ tatsächlich ein Baby, das er entführt und zu Maria bringt. Aber das ungleiche Paar, das sich in einem Hotel bereits in Sicherheit wähnt, hat nicht mit der Hartnäckigkeit der Kindesmutter und mit den Rachegefühlen des russischen Mafiabosses (Peter Stormare) gerechnet. Die Kamera von Sturla Brandth Groevlen â der zuletzt für âVictoriaâ den deutschen Filmpreis gewann â zeigt häufig lediglich Ausschnitte etwa von Raststätten oder auch von den Protagonisten. Diese angeschnittenen Einstellungen bewirken ein klaustrophobisches Gefühl, zu dem ebenfalls die Bildunschärfen beitragen. Ebenso irritierend wie die Kameraführung sind die Volten des Drehbuchs: âUm jeden Preisâ beginnt als Drama einer Frau, die ihre Kinderlosigkeit nicht zu akzeptieren vermag, und deshalb eine mehr als zweifelhafte Entscheidung trifft. Der Kontrast zwischen der sicheren und eleganten Hamburger Umgebung, in der Maria lebt, und der elenden, von Prostitution und Drogen gekennzeichneten Halbwelt an der deutsch-tschechischen Grenze, in die sie gerät, dient als Folie für den Thriller, in den sich das anfängliche Drama verwandelt. Weniger nachvollziehbar wird es jedoch nach der Begegnung Marias mit dem Mafiachef, der nur âDer Russeâ genannt wird. Dieses letzte Kapitel lässt den Zuschauer ratlos zurück. Mit ihren 61 Jahren spielt Kim Basinger eine Mittvierzigerin überzeugend, zumal sie den Film fast im Alleingang trägt. Vor allem die Obsession, die Maria für die Wirklichkeit blind macht, drückt sie glaubwürdig aus. Allerdings macht es die Figur dem Zuschauer nicht leicht, sich mit ihr zu identifizieren, oder wenigstens Empathie für sie zu empfinden. Ebenso überzeugend gestaltet Jordan Prentice den kleinwüchsigen âPetitâ, der als drogenabhängiger Obdachloser in der Begegnung mit Maria eine Chance sieht, seine Geldsorgen loszuwerden. Auch die âChemieâ zwischen den beiden ungleichen Protagonisten stimmt: Aus der zufälligen Begegnung und dem anfänglichen Arrangement entwickelt sich durchaus eine gegenseitige Achtung, obwohl âPetitâ die Geschäftsfrau zunächst einmal lediglich als reiche Frau ansieht, die ihren Kopf durchzusetzen gewohnt ist. Das Thema des Kinderraubs behandelte vor kurzem die dänische Regisseurin Susanne Bier in ihrem letzten Spielfilm âZweite Chanceâ (siehe Filmarchiv), in dem ein Polizist sein plötzlich gestorbenes Kind durch das Baby eines Junkie-Paares kurzerhand ersetzt. Die von Susanne Bier und ihrem Drehbuchautor Anders Thomas Jensen gestellten Fragen im Zusammenhang mit Elternschaft, mit moralischen Grauzonen im vermeintlich richtigen Handeln sowie mit Schuld und Sühne, finden in Anders Morgenthalers Film jedoch keine Entsprechung. Dies hat ebenfalls mit der bereits angesprochenen Wendung zu tun, die aus der Täterin ein Opfer macht. Oder möchte es Drehbuchautor und Regisseur Anders Morgenthaler als gerechte Strafe für eine unmoralische Tat verstanden wissen? Im Zusammenhang mit den âmystischenâ Elementen in seinem Film könnte dies als eine Art religiöse Allegorie interpretiert werden. Diese erweisen sich jedoch eher als irritierend. Wäre Morgenthaler bei seinem solide inszenierten Thriller geblieben, hätte âUm jeden Preisâ durchaus überzeugen können. Mit den mystisch verbrämten Untertönen und der Drehbuchwendung im letzten Filmdrittel sorgt er jedoch beim Zuschauer eher für Verwirrung. |
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