|
||||||||||||||||||||
José García Foto: Weltkino ![]() Nun verfilmt Johannes Naber, der bisher die zwei sehr unterschiedlichen Spielfilme Der Albaner (ausgezeichnet mit dem Max-Ophüls-Preis) und Zeit der Kannibalen(Deutscher Filmpreis in Bronze sowie vom Verband der deutschen Filmkritik zum Besten Film des Jahres gewählt) gedreht hatte, Hauffs Märchen als mit Fantasy-Zügen angereicherte Abenteuergeschichte. Johannes Naber geht es nicht so sehr um eine historisch korrekte Rekonstruktion der Zeit, sondern vielmehr um eine Parabel: "Ich glaube, man muss das Besondere suchen", führt der Regisseur dazu aus. "Anstatt die Epoche historisch genau zu recherchieren und zu reproduzieren, haben wir gesagt: Wir erfinden einfach einen komplett neuen Schwarzwald, den es so nie gegeben hat, den es so nie geben wird, der aber als Parabel für die Geschichte stehen kann." Das Drehbuch von Johannes Naber und seinen Mitautoren Christian Zipperle, Steffen Reuter und Andreas Marschall bleibt der Handlung von Hauffs Märchen dennoch weitestgehend treu. Bereits zu Beginn werden die gesellschaftlichen Strukturen deutlich. Am Ende der Sozialleiter stehen die Köhler Jakob Munk (André M. Hennicke) und sein Sohn Peter (Frederick Lau), die von den Holzfällern verachtet und schikaniert werden. Ihre harte Arbeit bringt kaum etwas zum Überleben ein. Angesehen und reich sind vielmehr der Holzhändler Etzel (Roeland Wiesnekker) und der Glasmacher Löbl (Sebastian Blomberg). Ausgerechnet in dessen Tochter Lisbeth (Henriette Confurius) verliebt sich der arme Peter. Sie ist jedoch bereits Etzels Sohn Bastian (David Schütter) versprochen. Von seiner Mutter Barbara (Jule Böwe) erfährt Peter vom Glasmännchen, dem sagenumwobenen Waldgeist. Im Tannenbühl findet Peter das Glasmännchen (Milan Peschel), das dem Sonntaggeborenen drei Wünsche erfüllt: Der beste Tänzer im Dorf zu sein, im Gasthaus immer so viel Geld in den Taschen zu haben wie der reiche Etzel, und schließlich die schönste Glashütte im Schwarzwald zu besitzen. Peter sticht zwar Bastian beim Tanzduell aus und kommt Lisbeth näher. Da er aber den Beruf des Glasmachers nie erlernt hat, nützt ihm die Glashütte auch nichts. Und als er beim Würfeln im Gasthaus gegen Etzel gewinnt, sind am Ende seine Taschen genauso leer wie die des Holzhändlers ? Peter kann die 500 Taler, die Löbl für die Hochzeit seiner Tochter fordert, nicht aufbringen. Als sein Vater Jakob auch noch im Wald tot aufgefunden wird, bleibt Peter nur noch eine Lösung: Den Holländer Michel (Moritz Bleibtreu), eine zwielichtige Gestalt, weder Mensch noch Geist, aufzusuchen. Dieser flüstert dem jungen Mann ein, seine Ängste und Zweifel stünden seinem Erfolg im Weg, und schlägt ihm einen faustischen Pakt vor: Er tauscht Peters Herz gegen ein Herz aus Stein, das jegliches Gefühl unterbindet. Frei von allem Mitgefühl wird Peter in Holland reich. Endlich kann er seine Lisbeth heiraten. Aber aus Holland ist Peter völlig verändert zurückgekehrt: Gefühllos und kalt ist er nur noch an Rache interessiert, so dass sich Lisbeth von ihm abwendet. Das Produktionsdesign erinnert an eine von episch-fantastischen Filmen im Gefolge von "Der Herr der Ringe" geprägte Bilderwelt. Die Modernisierung der Sprache trägt manchmal seltsame Blüten ("Was weiß ich!" oder "Wie war´s in Holland?") und Maske und Kostüm nehmen sich gewöhnungsbedürftig aus, etwa in den Gesichtstätowierungen der Dorfbewohner, die deren jeweilige Standeszugehörigkeit widerspiegeln soll. Die darin ausgedrückte Urwaldhaftigkeit und Naturverbundenheit steht im Zusammenhang mit einer Naturreligion, auch wenn etwa bei der Hochzeit ein Pfarrer auftritt: "Christlichen Glauben lassen wir nicht stattfinden", erklärt dazu Johannes Naber. "Es gibt eine andere Religion, die etwas sehr Animistisches hat, sehr urtümlich ist, die zwar nie erklärt wird, aber immer mitschwingt." Trotz der fantasievollen Inszenierung bleibt in Johannes Nabers Adaption Hauffs Kritik an den Frühkapitalismus und an den Verlust des Bezugs des Menschen zur Natur erhalten. Über die Unterschiede in der Handlung hinweg werden dadurch die thematischen Ähnlichkeiten in den Filmen Johannes Nabers ersichtlich: Hatte er in seinem Spielfilmdebüt "Der Albaner" die Kälte und den Mangel an Solidarität in der deutschen Gesellschaft angeprangert, so lieferte er in "Zeit der Kannibalen" eine gallige Kapitalismuskritik gegen die Kälte des Geldes. Nun vermittelt er in "Das kalte Herz" eine überdeutliche Botschaft: Die Gier nach Geld und Reichtum verändert den Menschen, macht ihn gefühllos und kalt. |
||||||||||||||||||||
|