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José GarcÃa Foto: Ziegler Kinofilme "nach einer wahren Begebenheit" stehen zurzeit hoch im Kurs. Noch vor kurzem startete im Kino der Spielfilm "Bob, Der Streuner", der von der schier unglaublichen Freundschaft zwischen dem jungen James und einem Kater in London sowie davon erzählte, wie der junge Mann gerade dadurch von den Drogen wegkam. Nicht minder unglaublich nimmt sich die Geschichte des Deutsch-Singhalesen Saliya Kahawatte aus, der mit einem Sehvermögen von gerade einmal fünf Prozent eine Hotelfachmann-Ausbildung absolvierte und später sogar sein eigenes Restaurant eröffnete. Seine Erfahrungen schilderte er im Buch "Mein Blind Date mit dem Leben", das nun von Marc Rothemund nach einem Drehbuch von Oliver Ziegenbalg und Ruth Thoma unter demselben Titel verfilmt worden ist. Saliya (Kostja Ulmann) hat gerade ein Schülerpraktikum in einer Hotelküche abgeschlossen. Danach steht es für ihn sonnenklar: Er will im Hotel arbeiten. Nach dem Abitur, so erzählt er seiner Familie ? seiner Mutter (Sylvana Krappatsch), seinem Vater (Sanjay Shihora) und seiner jüngeren Schwester Sheela (Nilam Farooq) ? voller Begeisterung, möchte er eine entsprechende Ausbildung beginnen. Bald aber bemerkt Sali, wie er von allen genannt wird, dass seine Sehkraft rapide nachlässt. Aber der junge Mann ist nicht bereit, seinen Traum aufzugeben. Versucht sein Vater, Sali zu einer Sonderschule zu schicken, so unterstützen ihn Mutter und Schwester, wo sie nur können, damit er das Abitur schaffen kann. Danach bewirbt sich Sali mehrfach um einen Ausbildungsplatz. Aber offenbar wegen des Hinweises auf sein Augenleiden bekommt er eine Absage nach der anderen. Deshalb entscheidet er sich, kurzerhand den Hinweis wegzulassen. Prompt bekommt er vom Münchener Bayerischen Hof eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Gerade als er mit Personalleiter Fried (Alexander Held) einen Rundgang beginnt, gesellt sich zu ihnen Max Schröder (Jacob Matschenz), dessen Termin eigentlich vor einer Stunde war. Nach dem Gespräch haben Sali und Max einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Die Hürden der Ausbildung nimmt Sali dank der Hilfe einiger Menschen, die ihn unterstützen, insbesondere aber von Max. Schwieriger wird es aber, als sich der junge Mann in Laura (Anna Maria Mühe) verliebt. Denn Sali versucht mit allen Mitteln, ihr gegenüber seine Sehbehinderung zu verheimlichen. Ob das auf Dauer gutgehen kann? Die Kamera von Bernhard Jasper übernimmt immer wieder die Sicht des jungen Mannes, so dass der Zuschauer die Welt mit dessen Augen wahrnimmt. Dabei stellt es sich selbstverständlich die Frage, wie sein Vorhaben gelingen soll. Sali setzt andere Sinnesorgane, insbesondere das Gehör, und vor allem sein phänomenales Gedächtnis ein. Dennoch braucht er Hilfe von anderen Menschen. Da ist vor allem Max, der für Sali die Stufen einer Treppe zählt oder ihm beibringt, wo in der Bar welche Flasche steht. Auch Andere helfen ihm. So nimmt der Küchenchef nach einem Vorfall zusammen mit Sali die Schneidemaschine auseinander und montiert sie wieder zusammen, damit der junge Mann sie "blind" bedienen kann, ohne dass es zu einem schrecklichen Unfall kommt. Dies gehört zu den eher wenigen Augenblicken, in dem "Mein Blind Date mit dem Leben" dem Zuschauer deutlich macht, was für eine ungeheure Anstrengung den echten Saliya Kahawatte kosten musste, die Hotel-Ausbildung durchzustehen. Denn häufiger sucht "Mein Blind Date mit dem Leben" sein Heil vielmehr im Slapstick. Dennoch: Trotz des humorvollen Tons verheimlichen Regisseur und Drehbuchautoren nicht, dass Salis Weg nicht gerade einfach war ? Stichwort Amphetaminen. Denn irgendwann einmal wird der für das Verheimlichen seiner Sehschwäche erforderliche zusätzliche Aufwand so gewaltig, dass er sich nur damit buchstäblich auf den Beinen halten kann. Dazu kommt der Alkoholmissbrauch in dem Moment, in dem er es nicht mehr zu schaffen meint. Denn dramaturgisch folgt das Drehbuch einem klassischen Schema: Nach den ersten Erfolgen kommt der Augenblick, in dem alles verloren zu sein scheint, damit der "Held" wieder über sich hinaus wachsen kann. Dass dies mit einer ziemlich klischeehaften Liebesgeschichte verknüpft wird, die natürlich zu einem holzschnittartigen Happy End führt, gehört wohl auch zu den GesetzmäÃigkeiten des Genres. Dennoch: Das natürliche Spiel des Hauptdarstellers Kostja Ullmann macht vieles wieder wett. Er stellt Saliya Kahawatte trotz einiger überdrehten Augenblicke insgesamt glaubwürdig dar. "Mein Blind Date mit dem Leben" ist nicht nur eine Komödie, die wegen einiger nachdenklich machenden Momente aus dem Gros der Komödien "made in Germany" heraussticht. Dass Saliya Kahawattes Laufbahn kein einfacher Weg war, wird nur allzu deutlich. Aber der Film versinnbildlicht auch das Sprichwort "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg". Aller Hindernisse zum Trotz, und obwohl er durchaus Tiefen erlebt, geht Sali seinen Weg. Das dies immer wieder auf Messers Schneide stand, dass er dafür teilweise ein Lügengebäude aufbauen muss, verschweigt "Mein Blind Date mit dem Leben" auch nicht. Aber am Ende zahlt sich die unbedingte Entschlossenheit des Protagonisten, sein Ziel zu erreichen, vollends aus, weil er seine Behinderung eher als Chance denn als Einschränkung sieht. Als ebenso ermutigend stellt es sich heraus, dass Sali immer wieder auf Menschen zählen kann, die ihm dabei helfen, die Hindernisse zu überwinden und seine schier unglaubliche Geschichte doch noch Wirklichkeit werden zu lassen. |
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