Aktuelle Filmkritiken
THE CHOSEN
Die 1960er und 1970er Jahre wurden zum Höhepunkt des "Jesus-Filmes". In diesen Jahrzehnten entstanden die Spielfilme, die für mehrere Generationen Kinobesucher Jesu Bild mitgeprägt haben - vom dreistündigen "König der Könige" (Nicholas Ray, 1961) über "Die größte Geschichte aller Zeiten - (George Stevens, 1964) bis zu den italienischen Filmen von Pier Paolo Pasolini "Das 1. Evangelium - Matthäus" (1964) und Franco Zeffirelli "Jesus von Nazareth" (1977).

Nach Mel Gibsons "Die Passion Christi" (2004) entstanden in dem Genre lediglich Catherine Hardwickes "Es begab sich aber zu der Zeit..." (2006), der von der Verkündigung bis zu Jesu Geburt erzählt, sowie Kevin Reynolds "Auferstanden" (2016), der Kreuzigung und Auferstehung Jesu durch die Augen eines skeptischen Römers zeigt. Gibson selbst plant zurzeit "Die Auferstehung".

Im Gegensatz zu den letztgenannten Filmen unternimmt nun eine US-amerikanische Serie mit internationaler Besetzung, das öffentliche Leben Jesu aus der Sicht der Menschen um ihn herum zu erzählen. Deshalb der Titel "The Chosen" ("Die Auserwählten").

Hinter der ersten Streaming-Serie über das Leben Jesu steht die Produktionsfirma "VidAngel", die als Streamingdienst ermöglicht, "anstößige Inhalte zu überspringen." Mit Drehbuch und Regie wurde Dallas Jenkins beauftragt, der für seine Kirche den Kurzfilm "The Shepherd" über die Geburt Christi aus der Sicht eines Hirten [mehr]

Text: José García
Foto: thechosen.tv
EMMA
Jane Austen (1775-1817), die Pfarrerstochter aus der südenglischen Grafschaft Hampshire und siebtes von acht Kindern, gehört zu den Schriftstellern, deren Werke immer wieder gerne verfilmt werden. Gibt es von "Mansfield Park" lediglich eine einzige Verfilmung (Patricia Rozema, 1999), so wurden von "Stolz und Vorurteil", "Sinn und Sinnlichkeit" und eben auch "Emma" zahlreiche Adaptionen sowohl für die große Leinwand als auch fürs Fernsehen gedreht.

Nun hat sich des Stoffs Autumn de Wilde angenommen, die sich bislang der Fotografie gewidmet - was ihrem "Emma" deutlich anzumerken ist - sowie Musik-, Werbe- und Kurzfilme gedreht hat.

Im frühen 19. Jahrhundert verkuppelt die junge und wohlhabende Emma Woodhouse (Anya Taylor-Joy) allzu gerne andere Menschen. Ihr Vater, der kauzige Mr. Woodhouse (Bill Nighy), gehört zu den angesehenen Bürgern der Dorfgemeinschaft Highbury. Er ist einfach froh, dass sich Emma um die Hochzeit der Anderen kümmert, sie selbst aber bei ihm bleibt. Emmas Bemühungen, etwa für ihren Schützling Harriet (Mia Goth) eine entsprechende Partie zu finden, wird vom Hausfreund Mr. Knightley (Johnny Flynn) kritisch beäugt. Emmas Entschluss, die Ehe für sich auszuschließen, wird allerdings von der Nachricht in Frage gestellt, dass der gutaussehende und -situierte Frank Churchill (Callum Turner) bald nach Highbury kommen soll.

Zur Inszenierung stellt die "Deutsche Film- [mehr]

Text: José García
Foto: Universal
LA VALLA - ÜBERLEBEN AN DER GRENZE
Der gerade zu Ende gegangene Dritte Weltkrieg hat "eine andere Welt" - so der Titel der ersten Folge der dystopischen spanischen Serie "La Valla - Überleben an der Grenze" - hervorgebracht. Die Fernsehansprache des neuen Präsidenten des Landes versetzt den Zuschauer in das autoritäre "Neue Spanien", das samt Ausnahmezustand und Abschaffung der parlamentarischen Monarchie nun herrscht. Zu dem Prolog gehört eine Familie, die aus dem Kessel flüchten will. Der Vater wird jedoch von der Polizei weggebracht. Allerdings hat er es geschafft, seinen Zwillingstöchtern noch etwas in den Nacken hineinzuführen.

Die eigentliche Handlung ist ein Vierteljahrhundert später im Jahre 2045 angesiedelt. Der Ort: ein teilweise zerstörtes, durch die titelgebende Mauer geteiltes Madrid. Auf der einen Seite lebt eine verarmte Bevölkerung, die von einer an die SS gemahnenden brutalen Polizei unterdrückt wird. Einen Vorwand für die scharfen, die Freiheit einschränkenden Maßnahmen liefert ein hochansteckendes, neuartiges Virus, dessen Verbreitung durch die Abriegelung der Stadt verhindert werden soll. Überwiegt hier eine Grau-in-Grau-Anmutung, so springen die hellen Farben und das Grüne einer noch unberührten Natur auf der anderen Seite der Mauer in die Augen.

Im Mittelpunkt der Serie stehen jedoch zwei gegensätzliche Familien: Auf der armen Mauerseite lebt die Familie der zehnjährigen Marta Mújica (Laura Quirós), die [mehr]

Text: José García
Foto: Formula TV
BARBAREN
Im September des Jahres 9. n. Chr. fand im Teutoburger Wald eine Schlacht mit kaum zu überschätzender Bedeutung für die Geschichte statt. In der sogenannten Varusschlacht wurden drei römischen Legionen, also etwa 15 000 Mann, von Germanen in einen Hinterhalt gelockt und vernichtend geschlagen. Die von römischen Historikern bezeichnete "clades Variana" (Varus-Niederlage) bedeutete insofern eine Zäsur in der europäischen Geschichte, als Rom daraufhin auf die "Germania maior", auf die Gebiete östlich des Rheins und nördlich der Donau verzichten musste.

Davon sowie von der Vorgeschichte der "Varusschlacht" handelt die deutsche, sechsteilige Netflix-Serie "Barbaren". Hauptfigur ist der Anführer germanischer Stämme, von dessen "Verrat" übereinstimmend die römischen Geschichtsschreiber Velleius Paterculus, Tacitus, Florus und Cassius Dio, allerdings bis auf Paterculus aus einem zeitlichen Abstand von mindestens 90 Jahren, berichten. Sie nennen ihn mit seinem römischen Namen Arminius. Da auf Seiten der Germanen keine schriftlichen Zeugnisse überliefert sind, wurde nicht einmal dessen germanischer Name bekannt. Luther nannte ihn "Hermann". Die Autoren der "Barbaren"-Serie Arne Nolting, Jan Martin Scharf und Andreas Heckmann entschieden sich für Ari (Laurence Rupp).

Die Autoren sowie die Regisseure Barbara Eder und Steve St. Leger erzählen aus der Perspektive der cheruskischen Fürstentochter Thusnelda (Jeanne Goursaud) und des einfachen Kriegers Folkwin (David Schütter), die im [mehr]

Text: José García
Foto: Netflix/ Katalin Vermes
GEHEIMNISSE DER GRABSTÄTTE VON SAKKARA, DIE
Anfang Oktober gab der ägyptische Tourismus- und Antikenminister Chaled al-Anani vor der internationalen Presse bekannt, in der 2018 entdeckten Grabstätte in Sakkara seien 59 sehr gut erhaltene Sarkophage gefunden worden. Weitere könnten noch entdeckt werden.

Der Fund ist eine der größten archäologischen Sensationen der letzten Jahrzehnte. Besonderes Merkmal der Nekropole Sakkara: die Stufenpyramide des Königs Djoser aus der 3. Dynastie (um 2650 v.C.), mit der die Pyramidenbauten einsetzen. Die Funde reichen jedoch von der 1. Dynastie (2920 v. Chr. bis 2770 v. Chr.) bis zur christlich-koptischen Zeit der Spätantike (395 bis 642 n.C.).

Weniger als ein Kilometer von der Stufenpyramide entfernt wurde im Frühjahr 2018 eine unberührte und perfekt erhaltene Grabstätte entdeckt, die etwa 4 400 Jahre alt sein dürfte. Die Kamera von James Tovell begleitete seitdem bis April 2019 die Ausgrabungen. Daraus ist der Dokumentarfilm "Die Geheimnisse der Grabstätte von Sakkara" entstanden, die seit kurzem auf der Streaming-Plattform Netflix abgerufen werden kann.

Nachdem der Film die unterschiedlichen, an den Ausgrabungen beteiligten Wissenschaftler vorstellt, wird der Zuschauer Zeuge des Fortschreitens der ausschließlich von ägyptischen Fachkräften durchgeführten Arbeiten. Bald finden sie heraus, dass es sich um die Grabstätte des Priesters Wahtye aus der Zeit des Alten Reiches handelt. Bei den Ausgrabungen kommen nicht nur [mehr]

Text: José García
Foto: Netflix
TEHERAN
Ein Passagierflugzeug auf der Route von der jordanischen Hauptstadt Amman nach Neu-Delhi. Von Anfang an konzentriert sich die Kamera auf zwei Paare: Ein Mann mit Bart und eine verschleierte Frau haben gerade Platz genommen, als eine sehr junge Frau und ihr ebenfalls sehr junger Begleiter den Gang hinuntergehen: "Ich will ein Bild mit einer Verschleierten", sagt unbekümmert das Mädchen. Diese Bemerkung, zusammen mit Gesprächsfetzen, die den Jungen als Schwulen kennzeichnen, sowie ihre flippige Kleidung weisen auf die Unterschiede zu dem ersten, ernst schauenden Paar hin.

Als sich plötzlich der Pilot einschaltet und von einem Motorschaden berichtet, der eine Not-Zwischenlandung in Teheran erfordere, macht sich bei den schrill angezogenen jungen Paar Angst breit: Sie sind Israelis, die Billigtickets für eine Indienreise gebucht hatten. Der bloße Gedanke, in Teheran an Land zu gehen, versetzt sie in Panik. Nicht zu Unrecht, wie der Zuschauer bald erfahren wird.

In der israelischen achtteiligen Serie "Teheran", die bei der Online-Plattform Apple TV+ abgerufen werden kann, spielt dieses Pärchen indes bald keine Rolle mehr. Ihre dramaturgische Funktion besteht lediglich darin, die Erzfeindschaft zwischen Iran und Israel zu verdeutlichen. Für die Handlung von "Teheran" ist vielmehr das erste Paar beziehungsweise die anfangs verschleierte Frau von Bedeutung.

Die - wie sich bald [mehr]

Text: José García
Foto: Apple TV+
BREAKING EVE
Selbstfahrenden Autos gehört die Zukunft — glaubt wenigstens Benedikt Lindemann (Justus von Dohnányi), Vorstandsvorsitzender des Lindemann-Konzerns. Weil er die schwere Bürde trägt, der Nachfolger seines Vaters, des großen Jakob Lindemann, zu sein, werden bei ihm Disziplin und Fleiß großgeschrieben. Seit Jahren verfolgt er ein Projekt, der ihn seinem Vater Jakob ebenbürtig machen soll: Mit dem "Lindi", dem Prototyp des ersten autonom fahrenden Autos, will Benedikt den Konzern für die Zukunft wappnen.

Die sechsteilige ZDF-Serie "Breaking Eve" handelt aber nicht nur von technischen Neuerungen eines in Essen— Thyssen und Krupp lassen grüßen — ansässigen Industrie-Familienkonzerns. Hauptserienentwickler Boris Kunz, der auch Regie führt, und Rafael Parente verknüpfen damit eine Thriller-Handlung: Bei einer nicht genehmigten Prototyp-Testfahrt kommt es zu einem Unfall, bei dem eine Radfahrerin stirbt.

Deshalb wird mitten in der Nacht Anwältin Nora Shaheen (Lorna Ishema) in die Firmenzentrale gerufen. Mit ihren kritischen Fragen eckt aber Nora bei ihrem Vorgesetzten Bohrmann (Gerhard Roiß) gehörig an: Er bremst sie aus und zieht sie sofort von dem Fall ab. Stattdessen soll die ehrgeizige Juristin Konstantin (Rafael Gareisen), den jüngsten Sohn der Lindemanns, aus dem Gefängnis abholen, in dem der Umweltaktivist nach einer Protestaktion sitzt. Nora ermittelt jedoch in der Unfall-Angelegenheit auf eigene Faust weiter.

Zusammen mit [mehr]

Text: José García
Foto: ZDF Neo
BIOHACKERS
Anlässlich der Vergabe des diesjährigen Chemie-Nobelpreises an Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier und Biochemikerin Jennifer Doudna warnte Stefan Rehder in der "Tagespost", mittels der von den beiden Forscherinnen entwickelten CRISPR/Cas-Technologie, die Menschen "genetisch verbessern" zu wollen, damit der Mensch "die Evolution seiner Spezies in die eigene Hand" nimmt. Mögliche künftige Folgen einer Anwendung der sogenannten CRISPR-Schere verdeutlicht die deutsche Science-Fiction-Serie "Biohackers" der Serienentwickler Christian Ditter und Tim Trachte, die auf der Online-Plattform Netflix abgerufen werden kann.

"Biohackers" heißt die Serie, weil der Begriff "Biohacking" die menschliche "Selbstoptimierung" allgemeiner fasst. Bei der auf verschiedenen Internet-Homepages als "Megatrend" angepriesenen Methode einer "do-it-yourself Biologie" handelt es sich meistens um "eine Korrektur des Lifestyles, die das Wohlbefinden verbessert. Dazu zählt jede kleine Aktion, die dir hilft, dich besser zu fühlen", so Max Gotzler, Autor des Buchs "Biohacking: Optimiere dich selbst". Andere Anbieter, etwa das 2015 gegründete "Biohacking"-Unternehmen "Braineffect", wird da konkreter: Im Zusammenhang einer synthetischen Biologie "untersuchen DNA-Hacker ihre eigenen Erbinformationen mit dem Ziel, ihr Erbgut auf Mutationen zu untersuchen. Sie beschäftigen sich mit dem Thema Epigenetik und entschlüsseln mit Hilfe von DNA-Tests ihre Abstammung. Dabei machen sie sich die neueste Forschung zu nutze." Dazu zähle die CRISPR-Technologie, mittels derer "Gene manipuliert und editiert werden" könnten.

In "Biohackers" [mehr]

Text: José Garcia
Foto: Netflix / Marco Nagel
A BLACK JESUS
Im sizilianischen Städtchen Siculiana leben im Winter nur noch ca. 5 000 Menschen. Im Sommer, wenn die Ausgewanderten zum Urlaub wieder nach Hause kommen, verdreifacht sich die Einwohnerzahl. Zuwachs hat die Gemeinde aber zuletzt durch ein Aufnahmezentrum für Flüchtlinge bekommen, das seit 2014 in der sogenannten Villa Sikania etwas außerhalb des Ortes untergebracht sind. Auf dem Höhepunkt der Migrantenkrise beherbergte das Zentrum bis zu 1 000 Gäste. In Siculiana wird eine Statue des gekreuzigten Jesus mit einer Besonderheit besonders verehrt: "Il Crucifisso" ist ein schwarzer Jesus.

Der verstorbene Vater des Dokumentarfilmers Luca Lucchesi stammte aus Siculiana. Zum Ursprung des Films führt die Produktionsfirma aus: "Als Luca kurz nach dem Tod seines Vaters die Kirche von Siculiana besuchte, beindruckte ihn das Bild einer Gruppe afrikanischer Migranten, die vor der Statue des schwarzen Jesus knieten. Im gleichen Moment protestierten Hunderte von Siculianesi auf den Straßen außerhalb der Kirche, um die Schließung des Flüchtlingszentrums zu erwirken. Seitdem begleitet Lucas Kamera sowohl Einheimische als auch Migranten der Kleinstadt."

So hat Luca Lucchesi, der seit 2007 an verschiedenen Filmen von Wim Wenders unter anderem als erster Regieassistent beteiligt war, den Film "A Black Jesus" gedreht, der am gerade stattfindenden Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK [mehr]

Text: José Garcia
Foto: Road Movies
AWAY
"Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit", so Neil Armstrong am 21. Juli 1969, als erstmals ein Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte. Die Mondlandung sollte allerdings lediglich "ein Schritt" in der Raumfahrt sein. Deren eigentliches Ziel: der Mars.

Denn seit langem wird spekuliert, ob es auf dem Mars je Leben gegeben hat. Die Nasa schickte bereits in den 1970er Jahren "Viking"-Sonden, die auf dem Roten Planeten landeten, und von dort Bilder schickten. Dieses Jahr sollten sogar vier Marsmissionen starten. Wurde die europäisch-russische "ExoMars"-Mission wegen technischer Probleme und der Corona-Pandemie verschoben, so starteten im Juli 2020 sowohl die Sonde "al-Amal" (Hoffnung) der Vereinigten Arabischen Emiraten als auch das chinesische Raumschiff "Tianwen-1" ("Fragen an den Himmel") sowie die US-amerikanische "Atlas V"-Rakete mit Marsrover "Perseverance" in Richtung Mars. Nur: An eine bemannte Mars-Mission ist zurzeit wenigstens offiziell gar nicht zu denken - unter anderem auch wegen der großen Schwierigkeit, auf dem Mars zu landen.

Nicht so aber in der Fiktion, denn zum Selbstverständnis gerade der Science-Fiction gehört es, gegenwärtige Entwicklungen als mögliche künftige Szenarien weiter zu denken, ob es sich um Fragen der Biotechnologie oder der Raumfahrt handelt. So wurden in den letzten Jahren mehrere Spielfilme [mehr]

Text: José García
Foto: Diyah Pera / Netflix